Hochsensibel und im Job überfordert – obwohl du fachlich stark bist?
Warum Hochsensible im Beruf oft an ihre Grenzen stoßen
Du bist fachlich kompetent, engagiert und kreativ – und trotzdem fühlst du dich im Job oft überfordert? Du bist nicht allein. Als hochsensible Person wird dein Nervensystem im Arbeitsalltag auf besondere Weise beansprucht, die viele deiner Kollegen vielleicht nicht verstehen.
In diesem Artikel zeige ich dir, warum du trotz deiner Stärken schneller an deine inneren Grenzen kommst und wie du besser mit beruflicher Überforderung umgehen kannst.
Du nimmst mehr Reize wahr – das kostet Energie
Deine hohe Sensibilität bedeutet, dass du gleichzeitig mehr Geräusche, Licht, Gerüche, Stimmungen und nonverbale Signale wahrnimmst als andere.
Ein offenes Büro, ständige Unterbrechungen oder unterschwellige Spannungen fordern dich enorm, auch wenn du sie nicht immer bewusst bemerkst.
Das Ergebnis: Am Ende des Tages ist dein Akku leer – trotz (oder gerade wegen) deiner hohen Leistung.
Als hochsensibler Mensch spürst die Stimmung im Team sehr intensiv
Du fühlst sofort, wenn deine Kollegen gestresst oder unzufrieden sind – oft ohne ein Wort zu hören.
Diese ständige emotionale Wahrnehmung kann dich schnell erschöpfen, besonders wenn du keine bewussten Grenzen setzt.
Hierarchie, unausgesprochene Konflikte oder toxische Dynamiken können deine innere Unruhe verstärken. Disharmonie und Dominanz lösen bei dir starke Gedankenkreisläufe aus.
Dein Perfektionismus macht dich müde
Du bist genau, sorgfältig und willst alles richtig machen. Dein hoher Anspruch an dich selbst treibt dich an – doch gleichzeitig kann er zu einer Belastung werden.
Vielleicht erwischst du dich dabei, dich ständig zu hinterfragen oder zu vergleichen – und fühlst dich manchmal, als wärst du nicht gut genug. Das führt oft zu innerem Druck und Erschöpfung.
Grenzen setzen fällt dir schwer – aus Angst, egoistisch zu wirken
Du sagst oft Ja, obwohl du eigentlich Nein meinst. Du willst niemandem zur Last fallen und die Harmonie bewahren. Doch dadurch übernimmst du mehr, als gut für dich ist.
Langfristig führt das zu Stress, innerer Erschöpfung und manchmal zum Rückzug oder sogar zur inneren Kündigung.
Du brauchst Sinn in deiner Arbeit – nicht nur Karriere
Für dich ist es wichtig, dass dein Job zu deinen Werten passt und einen tieferen Sinn hat. Funktionieren, ohne dass es dir wirklich entspricht, lässt dich leer und ausgelaugt zurück.
Vielleicht denkst du: „Ich kann das, aber es macht mich leer.“ Das ist ein Zeichen, dass du deine beruflichen Prioritäten überdenken solltest.
Fragen, die dir helfen, deine Grenzen besser zu erkennen – und praktische Tipps dazu
Welche Aufgaben geben dir Energie, welche rauben sie dir?
Wann sagst du Ja, obwohl du eigentlich Nein fühlst?
Passt dein Job wirklich zu deinen Werten?
Tipp: Schreibe auf, welche Werte dir im Beruf wichtig sind (z. B. Fairness, Kreativität, Zusammenarbeit). Überprüfe regelmäßig, ob deine Tätigkeiten dazu passen und suche gegebenenfalls gezielt nach Aufgaben, die mehr Sinn stiften.
Realistischer Hinweis: Nicht jeder Job lässt sich vollständig an deine Bedürfnisse anpassen. Manchmal braucht es Kompromisse und den Blick auf das große Ganze.
Wie kannst du deine Arbeitsumgebung reizärmer gestalten?
Tipp:
- Nutze, wenn möglich, einen ruhigeren Arbeitsplatz oder Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung.
- Schaffe dir kleine Rückzugsorte, z. B. eine kurze Pause im stillen Raum oder draußen.
- Vereinbare mit deinem Team feste Zeiten ohne Störungen, in denen du ungestört arbeiten kannst.
Realistischer Hinweis: Nicht immer ist eine perfekte Umgebung möglich – finde deshalb kreative Lösungen und kleine Auszeiten, die dir helfen, deinen Akku zwischendurch aufzuladen.
Welche Pausen brauchst du, um dich zu erholen?
Tipp: Plane kurze, regelmäßige Pausen (nur für dich, ohne die Kollegen) ein. Nutze die Zeit für kleine Achtsamkeitsübungen oder bewusste Atempausen, um dein Nervensystem zu beruhigen.
Ein persönlicher Einblick: Auch ich muss auf mich achten
Auch ich als Coach und Heilpraktikerin für Psychotherapie muss immer wieder darauf achten, mich nicht zu überfordern. Es ist für mich essenziell, meinen Job nach Feierabend auch gedanklich loszulassen, mir ausreichend Pausen zu gönnen und die Stimmungen meiner Klienten zwar wahrzunehmen – aber nicht selbst anzunehmen.
Dieses Wissen und diese Strategien gebe ich auch den Teilnehmern meiner Ausbildung zum HSP-Coach mit.
So kommunizierst du deine Grenzen klar und wertschätzend
Viele HSP haben Sorge, mit ihrem Nein egoistisch zu wirken. Dabei hilft es, deine Bedürfnisse in Ich-Botschaften auszudrücken. So wirkst du klar und gleichzeitig respektvoll:
Beschreibe deine Gefühle und Bedürfnisse:
„Ich merke, dass ich gerade eine Pause brauche, um meine Konzentration zu behalten.“ Du zeigst so, dass es dir um deine Bedürfnisse geht, nicht um einen Vorwurf oder eine Kritik.
Formuliere eine konkrete Bitte:
„Könnten wir die Besprechung auf nächste Woche verschieben? Dann kann ich mich besser vorbereiten.“ Du bietest so eine konkrete Lösung an, die gemeinsam besprochen werden kann.
Bleibe freundlich und bestimmt:
„Mir ist es wichtig, meine Arbeit gut zu machen. Deshalb kann ich das zusätzliche Projekt im Moment nicht übernehmen.“
Diese Art der Kommunikation fördert Verständnis im Team und schützt dich vor Überforderung. Ist es in deinem Team nicht willkommen, über Bedürfnisse zu sprechen? Dann überlege, ob dies der richtige Arbeitsort für dich ist!
Fazit: Deine Sensibilität ist eine Stärke – wenn du sie schützt
Deine Hochsensibilität macht dich zu einer engagierten, kreativen und empathischen Mitarbeiterin oder einem engagierten, kreativen und empathischen Mitarbeiter. Damit du deine Stärken im Job nutzen kannst, brauchst du gute Rahmenbedingungen: Pausen, Rückzugsmöglichkeiten, echte Wertschätzung und sinnvolle Aufgaben.
Gleichzeitig ist Veränderung oft ein Prozess, der Zeit braucht – für dich selbst und dein Team. Nicht jeder Arbeitsplatz lässt sich perfekt an deine Bedürfnisse anpassen. Aber wenn du lernst, deine Grenzen zu erkennen und Schritt für Schritt zu wahren, kannst du Überforderung reduzieren und mit mehr Leichtigkeit arbeiten.
Möchtest du Unterstützung auf deinem Weg?
Wenn du dir wünschst, deine berufliche Situation gemeinsam zu reflektieren und individuelle Lösungen zu entwickeln, melde dich gern bei mir. In einem kostenlosen Erstgespräch finden wir gemeinsam heraus, was dir jetzt helfen kann.
Hinweis: Auch wenn sich viele hochsensible Menschen in diesen Beschreibungen wiedererkennen – Hochsensibilität ist individuell. Nicht alles muss auf dich zutreffen. Prüfe achtsam, was sich für dich stimmig anfühlt und was du für dich mitnehmen möchtest.